Kein Reinfall – Boschwanderfahrt auf dem Hochrhein

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Über das verlängerte Pfingstwochenende führte uns die von Bianca geplante Boschwanderfahrt auf den Hochrhein. Kurz vorher rauschte noch eine Hochwasserwelle durch, aber pünktlich zu Beginn der Fahrt pendelte sich der Wasserstand auf einem optimalen Maß ein, und eine ausgedehnte Schönwetterperiode begann.

Dem Hochrhein ging ein legendärer Ruf voraus. Es soll dort einen Wasserfall, wüste Umsetzanlagen, eine echte Rheinstromschnelle und – so erzählt man sich – auch die eine oder andere Umtragestelle geben. Wir werden sehen.


Mit Krümelmonster und Wellenreiter machten wir uns am Freitagmittag auf nach Konstanz. Der dortige Ruderverein wollte uns nicht übernachten lassen, aber local hero Sebastian hatte einen Tipp, und so fand sich das Gespann aus Clubbus und Hänger auf einem schmalen Weg in einer Schrebergartenkolonie beim Verein für Sport und Natur Konstanz wieder. Eine tolle Zeltwiese und ein gut bestückter Getränkeautomat warteten auf uns. Jochen brachte das leere Gespann nach betreutem Ausparken nach Schaffhausen, der Rest riggerte die Boote auf und bestellte Pizza. 


Am Samstag hieß es dann nach einer schnellen Exkursion zu Flusskilometer Null für einige zum ersten Mal „Rudern auf dem Bodensee“, wenn auch „nur“ der Untersee berudert werden sollte. Angesagt war Windstärke 3 aus Nordwest, aber der See präsentierte sich erfreulich glatt und ruderbar. In Stein am Rhein freuten wir uns über einsetzende Strömung und eine ausgedehnte Pause im Schatten. Dann ging es los in der abenteuerlich mäandrierenden Fahrrinne, die durch große Slalomstangen gekennzeichnet ist. Durch eine schöne und einsame Landschaft, durch eine unglaublich malerische Holzbrücke (Diessenhofen) hindurch kamen wir schneller als erwartet nach Schaffhausen. Dort teilen sich Zeltplatz und Flussschwimmbad ein Gelände, und wir durften unser Gepäck auf die Liegewiese legen. Bloß das Zelte aufbauen musste warten, bis der Schwimmbetrieb nach 18:00 weniger wurde. Die Zeit haben wir genutzt, um die Boote beim benachbarten Ruderverein auf das wartende Gespann aufzuladen, denn am Sonntag wollte und musste der Rheinfall auf dem Landweg umfahren werden. Eben diesen Rheinfall besuchten wir nach dem Abendessen noch und waren schwer beeindruckt von den Wassermassen und der Perspektive von der Plattform aus, die vom Ufer aus über den Rand des Wasserfalls gebaut ist. Es wurde eifrig diskutiert, ob und wenn wie nah wir von unten an den Wasserfall rudern können würden.


Am Sonntag haben wir dann den Zelten auf Wiedersehen gesagt. Die Campingausrüstung konnte im Gespann bleiben, das Tagesgepäck in die Boote geladen. Das ging allerdings erst, nachdem wir rückwärts durch Touri-Ansammlungen zum „Sattelplatz“ gefahren waren und nachdem wir auf dem hintersten Besucherparkplatz noch zwei Plätze für Bus und Hänger gefunden hatten. Die Schranke am Parkplatz geht übrigens zwischen Bus und Anhänger zu.


Die Steuer- und Obleute bugsierten die Boote souverän durch Ausflugsboote, Wellen und Strömungskreisel ans Unterwasser des Rheinfalls, selbstverständlich wurde der gebotene Mindestabstand nicht unterschritten. Und dann machten wir uns auf den Weg durch die Rheinauer Schleife über in Summe drei Umsetzstellen. Es gibt dort jeweils einen großen Steg, der auf Schienen über Seilzüge ins Wasser gefahren werden kann. Dann darf eine Person pro Boot das Boot über den Steg rudern und während der ferngesteuerten Fahrt ins Unterwasser über Kiel halten. In Eglisau gab es eine schattige Mittagspause am Bootshaus, und dann fuhren wir auch schon durch die Schleuse Eglisau nach Reckingen. Dort gibt es einen fahrbaren Steg zum Umsetzen, der mit Verbrennungsmotor angetrieben wird und mit einer Art Fernbedienung am Kabel durch den Kraftwerkswärter bedient wird. Cool!


Unterhalb warteten zunächst mehr als 8 km/h Strömung auf uns und dann kam er – der Koblenzer Laufen. Ob das Spaß macht, gefährlich ist oder einfach nicht geht, hängt stark vom Pegel / der Durchflussmenge ab. Bei uns war der Durchfluss aufgrund der ablaufenden Hochwasserwelle optimal – um die 600 m^3/s. Dann ist das Unterwasser der Staustufen noch einigermaßen friedlich, und der Koblenzer Laufen ist harmlos. Bei Niedrigwasser kommen dort die großen Schieferplatten über die gesamte Flussbreite aus dem Wasser. Für uns dieses Mal kein Thema, wir ließen uns an der Aaremündung vorbei nach Waldshut spülen, wo Anne und Chris sich aufmachten, um das Gespann nachzuholen. So konnten wir an diesem Tag ohne großes Gepäck fahren und hatten es hinterher leichter, den Bus ans Ziel nach Basel zu holen. Einige badeten im noch recht frischen Rheinwasser, und wir hatten einen schönen Abend auf dem Balkon des Bootshauses.


Der Montag hatte es dann in sich. Die Herausforderungen für die Steuerleute waren zwar größtenteils vorbei, dafür ging es beim Umtragen ans Limit. Obwohl man die Umtragestellen mit Bootswagen ausgestattet hat, sind die Wege doch sehr lang und die Anlage im Ober- und Unterwasser teils nahezu unbrauchbar für Ruderboote. Die uncoole Tatsache, dass in Laufenburg eine funktionierende Schleuse besteht, die für Ruderboote gesperrt ist, wird nur zum Teil durch den wirklich coolen Schrägaufzug im Unterwasser kompensiert. Wohl der Wanderfahrtengruppe, die einen Veranstaltungstechniker dabeihat, der mit der Fehlerleuchte „Schlaffseil“ etwas anfangen und den Schaden selbst beheben kann. Damit es hier zu keiner langatmigen Aufzählung von fiesen Umtragestellen kommt, beschränken wir uns aufs Highlight: das neu errichtete Kraftwerk Rheinfelden hat eine nicht so gute Aussetzstelle im Oberwasser, einen mit >500 m echt langen Umtrageweg und eine besondere Unverschämtheit im Unterwasser. Man setzt in ein für Vierer zu kurzes Becken zwischen Felsen ein. Im Becken ist eine Kreiselströmung. Auch das haben wir hingekriegt, aber allein diese Umtragestelle ist ein Grund für eine mehrjährige Pause, um die Tour im Nachhinein wieder in rosaroten Farben malen zu können. In Rheinfelden am Ruderclub war alles prima: Flussbadi. Unterkunft und Übernachtung auf dem Balkon. Wir hatten schließlich Sommer!


Der letzte Tag brachte zwei Schifffahrtsschleusen, einen Rüffel des Schleusenwärters (ich war’s) und eine grandiose Stadtdurchfahrt in Basel. Beim RC Schleppi direkt am Dreiländereck haben wir ausgehoben und abgeriggert. Zum Boote putzen war auch noch Zeit, und dann konnten wir die Boote in Stuttgart praktischerweise einfach auf dem Anhänger lassen, weil genau diese Kombination Anhänger / Boote kurz darauf auf die Weser ging.


Bei der Fahrtenleiterin Bianca bedanken sich für diese tolle Tour: 
Anne, Chris, Christian, Guntram, Jochen, Jörn, Marc und Uwe


Jochen Betten