Rheinmarathon – der StCRC räumt ab
Der Rheinmarathon ist für die StCRC-Marathonis Saisonabschluss und das größte Gruppenevent zugleich. Es gilt, bei meist unwirtlichen Bedingungen 42,8 km von Köln-Stammheim nach Düsseldorf zu rudern. Neben dem prestigeträchtigen Gesamtsieg und den individuellen Klassenplatzierungen mischen wir jedes Jahr mit im Kampf um die Vereinswertung.
Dieses Jahr war die Windvorhersage im Vorfeld relativ konstant: Pünktlich zum Beginn der Regatta Umstellung von Südwind auf Westwind, dabei Böen bis 70 km/h. Und der Durchzug einer Kaltfront irgendwann am Wochenende war auch schon länger abzusehen.
Von Christian mit viel Geduld im Vorfeld organisiert, fanden sich 4 Teams, die sich der absehbar großen Herausforderung stellen wollten. Am Freitag vor dem Rennen fuhren wir zum schwimmenden Bootshaus des Kölner Clubs für Wassersport (KCfW), riggerten auf der großen Wendeplatte auf, brachten die Boote an der Slipanlage zu Wasser, und jeweils eine Person ruderte die 100 Meter zum Schwimmsteg. Im Bootshaus herrschte kreatives Chaos, denn der KCfW nahm selbst mit einigen Mannschaften teil. Wir konnten unsere Boote so in der Halle bzw. auf dem Steg unterbringen, dass jene mit späterer Startzeit weiter hinten in der Halle lagen. Wie in Köln üblich, ging das ohne Stress und mit viel Improvisation ganz wunderbar. Matthias A brachte das Gespann ins Ziel, der Rest bastelte an den Booten. Die Elektropumpe für den halb zehn musste erst wieder mit großer Ingenieurskunst instandgesetzt werden, ansonsten lief alles sehr routiniert ab. Zum traditionellen Nudel-Pesto-Menu fanden sich alle Übernachtenden nach und nach in der gemütlichen Stube des Bootshauses ein.
Am Samstag konkretisierte sich die Wettervorhersage: zunächst Südwind mit leichtem Regen, dann Durchzug einer kurzen und knackigen Kaltfront, und danach bei abklingenden Schauern auffrischender Wind. Das Startfenster für die schlussendlich 173 gemeldeten Boote war von 9 bis 13:18 angesetzt. Wir Fremdstarter mussten, entsprechend der Lage des KCfW 11 km rheinaufwärts vom Startpunkt beim RTHC Leverkusen, ca. 40 bis 45 Minuten vor unserer eigentlichen Startzeit aufbrechen. Den undankbaren Anfang machte der Jet d’Eau mit Beate, Peter, Matthias S und Barbara sowie Jürgen am Steuer. Kurz nach Eintreffen der Kaltfront legten sie ab. Der Himmel war schwarz, der Dom vor heftigem Regen nicht mehr zu sehen, und der Wind kräftig. Unangenehm.
Der Start der anderen Boote verzögerte sich ein wenig. Es gab Neuigkeiten aus Stammheim. Bei den unwirklichen und unwirtlichen Bedingungen war wohl eines der ersten Boote bei der Wende vor dem Start gekentert, und der Start wurde zunächst für eine gute halbe Stunde unterbrochen. Große Unsicherheit auch bei uns. Der Tenor war aber: „jetzt steht das Gespann schon in Düsseldorf, und wir haben alles vorbereitet. Zur Not fahren wir die Strecke als sportliche Wanderfahrt.“ Es kam anders. Keine leichte Situation für den Veranstalter, aber wie vermutet wurde die Regatta fortgesetzt. Durchaus verantwortbar bei zwar böigem Wind, aber insgesamt nicht mehr so garstigen Bedingungen wie beim Start des Jet d’Eau. „Auf eigene Gefahr“ durfte gestartet werden, und nacheinander gingen Give me Five, halb zehn und Hai 5 aufs Wasser.
Vom Rennen kann ich nur für die Mannschaft im halb zehn berichten, bestehend aus Matthes, Christian, Marc und Jochen, mit Johanna (zum ersten Mal auf dem Rhein) am Steuer. Das Einrudern war ein feuchtes Vergnügen, die Wahl der richtigen Kleidung schwierig. Die meisten landeten bei Einteiler plus 2 Sportoberteile, und ich hoffte auf gute Performance unseres überdimensionalen Wellenbrechers. Am Start ging es mit Schlagzahl 28 bis 29 los, das hat Matthes aber relativ schnell auf eine sauberer zu rudernde 27 eingebremst. Mit großer Konstanz und erfreulich synchron arbeitend ging es los. Johanna fuhr Ideallinie, und die Bergfahrer nahmen größtenteils respektvoll Abstand. Nach einer Stunde waren 19 km geschafft, das sah nach einer verwertbaren Zeit aus. Kurz hinter Benrath hatten wir ein Déjà-vu. Ein Frachter wechselte unter steilem Winkel die Flussseite. Wir wichen Richtung Ufer aus, der Frachter-Käptn leider ebenfalls. Da wir jedoch sehr entschlossen manövriert haben, war letztlich immer noch eine Menge Platz. Den Haken und den Adrenalinstoß hätten wir uns trotzdem gerne erspart. Der Niederrhein ist kurvig; leider zeigen zwei Flussabschnitte genau nach Westen, und passgenau haben wir auf beiden auch kräftige Westwindpassagen erleben dürfen. Gut für die Psyche war, dass wir trotzdem jeweils Boote stehen lassen haben. Der Hinweis des Bugmanns „da kommt gleich blauer Himmel, ohne Scheiß“ wurde belächelt, aber so kam es. In praller Sonne und ohne störende Bergfahrt durften wir gen Ziel sprinten und mit handgestoppten 2:16 und offiziellen 2:17 eine sehr ordentliche Zeit abliefern.
Auf dem Riggerplatz erfuhren wir, dass es den anderen zumindest nicht ganz schlecht ergangen war. Der Jet und der Give me five (mit Jörn, Svenja, Michael, Tom und Leihsteuermann Werner) waren gut und vor allem sicher angekommen. Nach dem Warmduschen und Riggern wurde der deutlich später gestartete Hai 5 erwartet. Matthias und die jungen Wilden hatten 2024 einen neuen Rekord errudert. Trotz eines sehr kurzfristigen, krankheitsbedingten Wechsels auf einer Position durfte man sich zum Favoritenkreis rechnen. Matthias, Micha, Antonio und Tobi mit Sabine am Steuer lieferten ab: knapp 2:14 standen am Ende auf der Uhr, und man war größtenteils zufrieden mit dem Verlauf des Rennens, wobei sich Gegenwindstrecken und Acker nun halt mal per se nicht toll anfühlen. Wie sich das Ganze in Bezug auf die Gesamtwertung einsortieren würde, war zu dem Zeitpunkt unklar. Die beiden Mitfavoriten aus der offenen Klasse waren aufgrund der Startverzögerungen in Köln-Stammheim noch auf der Strecke. Nach einer weiteren Stunde kamen diese beiden Boote ebenfalls ins Ziel, und es sei vorweggenommen, dass die ersten 3 Boote der Gesamtwertung innerhalb eines virtuellen Zeitfensters von 41 Sekunden ins Ziel kamen. Da es sonst niemand so eilig hatte, stand fest, dass der StCRC den Gesamtsieg verteidigen konnte und als best of the rest hinter den Favoritenbooten auch den 4. Platz der Gesamtwertung stellen durfte. Da auch die anderen beiden StCRC-Boote sich ordentlich beeilt haben, war relativ schnell klar, dass die Schellenbacher Trophy – also der Hauptpreis der Veranstaltung für den Verein mit den 3 schnellsten Booten (ohne Renngemeinschaften) – wie schon im Vorjahr an den StCRC ging. Den Pokal für das schnellste Nicht-Rhein-Vereinsboot gab es für das Siegerboot noch obendrein.
Schön an der Veranstaltung ist, dass man hier viele bekannte Gesichter aus anderen Vereinen trifft. Es wurde ausgelassen gefeiert, das obligatorische Gruppenfoto vor dem Fahnenmast bildete den Abschluss vor Ort. Danach ging es mit noch ordentlicher Mannschaftsstärke zum Abendessen nach Köln.
Ergebnis:
- 1. Platz gesamt und offene Klasse und schnellstes Nicht-Rhein-Vereinsboot: Matthias Auer, Michael Born, Antonio Bashich, Tobias Gathmann, Sabine Oertel in 2:13:59
- 4. Platz gesamt und 1. Platz Doppelvierer MDA 43: Jochen Betten, Marc Höfling, Christian Baum, Matthias Gathmann, Johanna Gathmann in 2:17:09
- 21. Platz gesamt und 5. Platz Doppelvierer MDA 50: Michael Herrmann, Tom Schwuchow, Svenja, Knauf, Jörn Michel und Werner Stein (Neuss) in 2:24:10
- 47. Platz gesamt und 2. Platz Mixed-Doppelvierer MDA 55: Barbara Sallach, Peter Larsson, Matthias Steger, Beate Wolke, Jürgen Schäfer in 2:32:42
Darüberhinaus konnten noch die Vereinsmitglieder Teresina Herb (offene Frauenklasse, Mülheimer Wassersport Köln) und Sebastian Frohn (Stm. MDA70, RG Benrath) Klassensiege beim Start für Ihre Stamm-/Heimatvereine Klassensiege einfahren!
Vereinswertung Schellenbacher-Trophy:
- StCRC 6:55:18
- RC Germania Düsseldorf 7:21:52
Fairerweise muss erwähnt werden, dass nicht zu jeder Uhrzeit gleichartige Wetterbedingungen geherrscht haben, der Co-Veranstalter RTHC Leverkusen seine Boote wegen des Unwetters zu Beginn nicht starten lassen hat und nicht nur unerfahrene Bootsbesatzungen zurückgezogen hat. Unser sportlicher Erfolg bei 138 Booten in der Wertung ist in jedem Fall großartig, und der Rheinmarathon einmal mehr die Reise und die Mühen wert gewesen!








