Weltrekord! Matthias Auer auf dem Ergo auf der Marathondistanz

Erstellt von Susann Halliger||Berichte

Matthias Auer ruderte auf dem Ergo erneut zum Weltrekord!

Qualität kommt von Qual

So lautet das Motto der zähen Wintermonate für Ruderer. Die Monotonie auf dem Ruderergometer krempelt unser Zeitgefühl um, so werden Sekunden zu Minuten und Minuten zu Stunden.
Gegen diesen Winter Blues hilft nur eines: eine neue sportliche Herausforderung, welche eine temporäre Versöhnung mit dem Sportgerät bewirken soll.

Wichtig war nun einen Nischenwettkampf über einer ruder-unüblichen Distanz zu finden.
Hierbei wurde ich sehr schnell fündig: das 2. DRV Indoor-Marathon Championat stellte hierfür den perfekten Rahmen.

Bei diesem Wettkampf kann die Marathondistanz über 42,195 km als Einzelperson, oder auch in einer 2er- oder 4er-Staffel absolviert werden. Interessant ist hier die Aufteilung der Distanz in der 4er-Staffel: 1. Starter:in fährt 21.097 Meter, 2. 10.000 Meter, 3. 6.000 Meter und Starter:in Nummer 4 fährt 5.000 Meter. Der Wettkampf wurde in Hamburg ausgerichtet, hier gab es 60 Startplätze in der Hafencity. Unter den Teilnehmern vor Ort tummelten sich auch bekannte Gesichter aus der Ruderwelt: der Stuttgarter Fitness-Coach, welcher 2024/25 als erster deutscher Solo Ruderer bei der Talisker Whiskey Challenge den Atlantik überqueren möchte und Steffi Kluge, welche 2019 den Atlantik als Mitglied des ersten deutschen Frauenteams den Atlantik bezwungen hat. 

Um das Teilnehmerfeld zu erweitern, hat der Veranstalter auch Online-Teilnahmen ausgeschrieben, wodurch die Distanz im heimischen Ruderverein absolviert werden kann.
Genau diese Möglichkeit ergriffen 3 Cannstatter Masters-Sportler, welche sich als Einzelstarter, über die volle Distanz meldeten. 

Wir Glückspilze hatten am Wettkampftag einen sonnigen und klaren Frühlingsmorgen und platzierten die Ergometer draußen. Zu uns kamen noch weitere Sportler vom Marbacher Ruderverein, wodurch unser Teilnehmerfeld ausschließlich aus Rookies bestand. Wir Cannstatter mussten schmerzlich einen Abgang verzeichnen, da Matthias Steger aufgrund einer Schulterverletzung den Start absagen musste. Die aufklaffende Lücke war schnell gefüllt, durch einen Namensvetter: Matthias Auer, seines Zeichens als Weltrekordhalter auf dieser Distanz (Leichtgewicht Altersklasse 30-39) entschied sich kurzerhand sich unserer Leidensgemeinschaft anzuschließen. 

Nachdem Sitzkissen mit Panzertape fixiert, die Musikanlage ausgetestet, sowie reichlich Flaschen und Riegel in Griffnähe platziert hatten, fiel der Startschuss um kurz nach 9Uhr.

Voller Adrenalin starteten wir in die erste Stunde. Es wurde zunehmend wärmer und langsam füllte sich der Bootsplatz. Samstagvormittag ist bekannterweise der begehrteste Tag Rudertag in Cannstatt. Wir beobachteten von den Ergometern die Bootseinteilung und die vielfachen beinahe-Kollisionen beim wilden Boote tragen. Für weitere Ablenkung sorgte das Geschehen der MRV-Frauenstaffel „Neckarflitzerinnen“. Die Frauen starteten zeitgleich und so kam es bereits in der ersten Stunde zu harten Endspurts und lautem Aufstöhnen über die vollbrachte Leistung: 

Nach dem Finish der Frauenstaffel startete das zähe Ringen der Einzelstarter. Die Kulisse, als auch das prächtige Wetter konnten nun nicht mehr von den müden Beinen und den zunehmenden Gesäßschmerzen ablenken. Das Lächeln verschwand aus den Gesichtern. 

Knapp eine Stunde nach dem Finish der Damenstaffel passierte etwas ganz Bedeutsames, wobei wir zu diesem Zeitpunkt völlig ahnungslos waren: Matthias Auer ruderte erneut zum Weltrekord! 
Völlig spontan meldete sich Matthias erst in den Morgenstunden zum Wettkampf an. Zuvor hatte er starke Beschwerden mit seinem Ischiasnerv und frühstückte viel zu spät. Eigentlich waren die Umstände nicht die besten, dennoch gelang es Matthias in einer Zeit von 02:36:32,4 (Split 01:51,3) den Marathon vollkommen geräuschlos und unaufgeregt zu beenden. 

Eine gähnend lange Zeit nach dem Finish von Matthias kam das restliche Starterfeld ans Ziel. Alle Teilnehmer wirkten angestrengt und am Rande ihrer Kräfte, jedoch auch erleichtert und glücklich. Leider waren wir Rookies alle derart von Glückshormonen durchströmt, dass wir vergaßen, Matthias nach seinem Erlebnis der zurückliegenden Stunden zu befragen, wodurch uns komplett das Großereignis entging. 

Lieber Matthias, wir feiern dich als stillen und zurückhaltenden Weltrekordalter und sind voller Ehrfurcht und Dankbarkeit an deiner Seite gestartet zu sein.
Herzlichen Glückwunsch!